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Brian Parrish: Traveller (Review)
Lösung: Im Hamburger Star-Club verdienten sich die BEATLES als fest angestellte Musiker ihre Sporen, mit denen sie dann zu unangefochtenem Weltruhm gelangten!
Wer aber weiß, dass neben ihnen auch BRIAN PARRISH im Star-Club fest angestellt war und einen ähnlichen Weg wie die BEATLES zu beschreiten versuchte?
Niemand, oder?
Auch weiß sicher kaum jemand, dass BRIAN PARRISH gemeinsam mit dem vor kurzem verstorbenen BEATLES-Produzenten GEORGE MARTIN zwei LPs aufnahm. Oder seine Band THE LONDONERS in den 60ern große Popularität genoss. Ganz davon zu schweigen, dass er mit GENE VINCENT und JERRY LEE LEWIS oder PETER GREEN und HERBIE HANCOCK gemeinsam musizierte. Selbst ERIC BURDON und JON LORD oder TONY KAYE standen an seiner Musiker-Seite.
Er ist wirklich ein Musik-Reisender, dieser „Traveller“ BRIAN PARRISH, der beim Öffnen des Booklets in fetten Buchstaben feststellt: „We are all Travellers“! Ja, nur setzen sich leider viel zu viel von uns ständig komplett überflüssige Grenzen! BRIAN PARRISH jedenfalls gehört nicht dazu.
So saust er mit seiner musikalischen Zeitmaschine nostalgisch durch den Blues-Rock, Folk, Pop und Soul, lässt sich dabei sogar von Bläsern und einer grandios agierenden Band unterstützen, die ihm mitunter ein Flair verleihen, wie wir es von TOM PETTY, den DIRE STRAITS und ganz besonders ERIC CLAPTON kennen. Den Titel „Mr. Slowhand“ könnte man locker, wenn er nicht bereits vergeben wäre, auch BRIAN PARRISHverleihen. Gerade bei den bluesigen Balladen, wie „Angel Of Death“ oder „Blue“, kommt einem zusätzlich sofort CHRIS REA in den Sinn, der ja nach seinen Nahtod-Erlebnissen auch gehörig auf den Blue(s) gekommen ist. Parrish setzt außerdem, was heutzutage leider viel zu wenig geschieht, getreu den 60ern und 70ern auf absolut professionell klingende Background-Sänger(innen), die auch gerne immer mal wieder in den Vordergrund treten dürfen. „Don‘t Waste My Time“ hat dadurch beispielsweise genau die Ausstrahlung, die man von einem echten, leicht finsteren Blues-Song erwartet, der sofort unter die Haut geht!
Textlich drehen sich die Themen um viel Zwischenmenschliches, aber auch die Achtung der Natur und aller Gefahren, die uns umgeben und hinter Gier und Größenwahn lauern. „Angel Of Death“ rechnet diesbezüglich unerbittlich damit ab, dass für uns das Morden von Menschen, Tieren und Natur zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Nur gut, dass wir in dem dicken, 24 Seiten umfassenden Booklet nicht nur alle Lyrics, sondern auch persönliche Bemerkungen des Musikers mitlesen und dazu passende Bild-Collagen bewundern können.
So gesehen begleiten wir BRIAN PARRISH textlich, optisch und musikalisch auf seiner Reise durchs eigene Ich und alles um ihn herum, wobei ihn neben uns natürlich auch außergewöhnliche Musiker der „älteren Generation“ unterstützen, egal ob das nun BLUE WEAVER von den STRAWBS oder der MOTT THE HOOPLE-Schlagzeuger STEFF ULRICH ist.
Mit „Diamonds And Pearls“ geht dann unsere Reise durch den Parrish-Musik-Horizont sehr traurig und etwas melancholisch zu Ende, denn Brian widmet den letzten Blues seinem Vater, der ihm seine erste Gitarre geschenkt und so seine Reise beginnen ließ: „If he had never done anything else, this alone would have been more than I could repay.“
Und irgendwie kommen einem dann auch noch ähnliche Bilder in den Sinn, wie sie in einem entstanden, als man das erste mal Claptons „River Of Tears“ hörte.
Wer diese Musik-Reise nicht bucht, ist selber schuld und sollte weiterhin nur noch an den Radio-Tasten drehen. Auch da gibt‘s viel zu entdecken, wie fein formatierte Scheiße. Den Blues dazu aber spielt BRIAN PARRISH!
FAZIT: Eigentlich müsste BRIAN PARRISH genauso wie die BEATLES eine Legende sein. Ist er jedoch nicht, dafür aber ist er eine echte Blues-Entdeckung, die einem Clapton genauso das Wasser reichen kann wie den DIRE STRAITS. Trotzdem kann ihm eins niemand nehmen, nämlich dass auch seine musikalische Laufbahn genau wie die der BEATLES im Hamburger Star-Club begann! [Album bei Amazon kaufen]