ROCKTIMES REVIEW

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Es wäre schon glatt gelogen zu behaupten, dass die Vergangenheit des Engländers Brian Parrishnicht beeindruckend wäre. Mit The Londoners war er nicht nur als Begleitband für Gene Vincent und auch Jerry Lee Lewis aktiv, sondern in den Sechzigern auch für lange Perioden im legendären Hamburger Starclub gebucht. Er schrieb den Nr. 1-Hit „C’est mon imagination“ für den französischen Rocker Johnny Hallyday, weitere Tracks für Dave, Dee, Dozy, Beaky, Mick and Tich oder Alvin Stardust, für die er auch arrangierte und produzierte. Er nahm zwei Alben mit dem Beatles-Produzenten George Martin auf, arbeitete mit Jon Lord und Graeme Edge (The Moody Blues). MitTony Kaye von Yes gründete er die zeitweise sehr erfolgreiche Band Badger und jammte darüber hinaus immer wieder mit Leuten wie etwa Peter Green, Herbie Hancock oder Eric Burdon. Keine schlechten Visitenkarten, wenn ihr mich fragt…
Im Jahr 2004 kam Brian Parrish im Zuge eines Starclub Special-Konzertes nach Deutschland zurück, wobei es ihm hier so gut gefiel, dass er seither im norddeutschen Worpswede wohnhaft ist. Dort entstand dann auch das Material zu seinem neuen Studioalbum „Traveller“, für das er sich einige helfenden Hände ins Studio geladen hatte. Um nur mal zwei Beispiele zu nennen, sind hier Blue Weaver (Ex-Strawbs, Ex-Chicken Shack, Ex-Mott The Hoople) an den Keyboards und derVelvetone-Schlagzeuger Steff Ulrich mit am Start.
„Traveller“ ist ein sehr persönliches Album geworden, auf dem Parrish viele Stationen und Erkenntnisse seines Lebens nochmal in Erinnerung ruft und verarbeitet. Musikalisch präsentiert er das Ganze in einem poprockigen Stil, gewürzt mit der einen oder anderen Dosis Blues und auch Soul. Die Stücke kommen zumeist im Midtempo und auch wenn dieser Vergleich hinkt, erinnern sie von der Ausrichtung an das (poppige, relaxte) Spätwerk eines Eric Clapton. Gitarristische Vergleiche müssen hier auch gar nicht erst angestellt werden, denn dafür sind die Soli von Parrish zu dezent angelegt und auch die Keyboards nehmen eine größere Rolle im Gesamtsound ein.
Rein gesanglich gesehen ist die Scheibe zwar kein Höhenflug, aber auch kein Reinfall. Die Stärke von „Traveller“ liegt vor allem in dessen Gänze, wenn die einzelnen Zahnrädchen ineinander greifen, sich der Groove, die musikalische Umsetzung und die Texte miteinander verbinden. Sehr erfrischend kommen bei vier Titeln auch die beiden Background-Ladies Claudia Brinkmann sowie Mel Stahn (nicht immer als Duo) zum Einsatz. Die Produktion ist bis auf zeitweise etwas mechanisch klingende Drums („Land Of The Night Games“, da wurde wohl eher ein Sample vorgezogen) sehr gelungen und auch die Arrangements gefallen und gehen sehr gut ins Ohr.
Letzten Endes kann man wohl resümieren, dass „Traveller“ von Brian Parrish ein aufgeräumtes, unaufgeregtes und dennoch sehr inspiriertes Album geworden ist. Wirklich heraus stechende Songs sind zwar nicht unbedingt zu finden, aber das muss ja auch nicht unbedingt der Fall sein, um von einer Scheibe überzeugt zu werden. Reinhören empfiehlt sich – wie so oft – auch hier, bevor man sich das Teil in die Anlage wirft bzw. ins Regal stellt.
Line-up:
Brian Parrish (guitars, bass – #2,10-13, mandolin – #13, keyboards, loops, percussion, lead vocals)
Stefan Ulrich (drums, bass – #9)
‚Brother‘ Thomas Denzin (bass – #1,3,4,5,6)
Blue Weaver (keyboards – #2,6,8,12, piano & accordion – #13, percussion)
Axel Meyer (keyboards – #4,5,7,10)
Peter Baumgarten (keyboards – #9)
Luigi Stromboli (marimba -#10)
Stromboli Brothers (horns – #4,12)
Martin Ulrich (saxophone – #9)
Tobias Vethake (cello – #13)
Claudia Brinkmann (harmony vocals – #3,4,9)
Mel Stahn (harmony vocals – #5,9)